Interaktive Video Installation
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Telezipation ist ein Wortspiel aus den Wörtern „Tele“ (griechisch für fern) und „Partizipation“ (lateinisch für Teilhabe). Also könnte man Telezipation als „Fernteilhabe“ übersetzen. Peter Weibel schreibt in seinem Artikel „Virus, Viralität, Virtualität“ über das Ende der Nahgesellschaft und die Entstehung der ersten Ferngesellschaft der Menschheitsgeschichte. Viele Geschäftslokale mussten vorübergehend oder ganz geschlossen werden. Können diese Orte durch die Installation zu Orten der Begegnung durch die Fernteilhabe der Menschen in Form derer Schatten umfunktioniert werden?
„Der konstante Aufruf «Nicht berühren!» bedeutet nicht weniger, als dass alle sozialen Formen durch das Virus berührt werden. Der konstante Aufruf «Nicht näher kommen!» ziert auf prognostische Weise das Eingangsportal zur Ferngesellschaft.“ (Peter Weibel, 2020)
Die Installation bringt die Leute zurück in die Läden, aber ohne dass sie die Läden wirklich betreten. Ihre Schatten werden von einer kleinen Kamera einer Kinect gesammelt und von der Innenseite des Raums auf das Innere des Fensters des Ladens projiziert. Außerdem werden weitere Ebenen darauf gelegt, da die Kamera auch die Personen aufzeichnet, die in den letzten 10-60 Minuten vorbeigekommen sind (diese Zeit ist abhängig von der Frequentiertheit der Umgebung), und diese zufällig zusammenmontiert. Das bedeutet, dass ein Teil der Installation in Echtzeit erfolgt und ein anderer Teil, der in dieses Echtzeitelement eingewebt ist, Videomaterial aus früheren Zeiten aufzeichnet. Daher begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart in einer neuen Form der zufälligen Komposition.
Mit dieser Installation möchte Tscherner den Läden, die geschlossen werden mussten, etwas Präsenz verleihen, um sich an diese zu erinnern und den Menschen zu zeigen, dass die Innenräume noch vorhanden sind. Diese Räume sollen als Begegnungszonen für die Menschen der Telegesellschaft umfunktioniert werden.Telezipation ist eine ortsspezifische Installation und kann an vielen verschiedenen Orten und auch in Städten gezeigt werden. Es ist dazu da, den Gebäuden, die aus vielen Gründen verlassen wurden, mehr Präsenz zu verleihen, vor allem aber jetzt während der Corona-Krise und die Menschen in Zeiten der Berührungslosigkeit wieder etwas näher bringen.